Stoppt das Sterben im Mittelmeer! Die Mauer muss weg!

Für die rund 500 TeilnehmerInnen am 4. Bonner Ostermarsch sind die Fragen von Krieg und Rüstungsexporten untrennbar verbunden mit denen der Flucht. So wurde in Reden und Liedern nicht nur Abrüstung und Schluss der Waffenexporte gefordert, sondern auch die verzweifelte Lage der Flüchtenden angesprochen, die das Risiko zu ertrinken in Kauf nehmen, um nach Europa zu gelangen. Und die, wenn sie es nach Deutschland geschafft haben, oft nicht wirklich willkommen sind und die Abschiebung befürchten müssen.

Mit Blumen im Wasser gedachten die FriedensdemonstrantInnen der zigtausend Toten im Mittelmeer. 2016 waren so viele Tote am Rande der Festung Europa zu beklagen wie nie zuvor.

In der Nachbarschaft des Bonner Büros der EU-Kommission wurden die TeilnehmerInnen kurzzeitig in die Lage der Flüchtenden versetzt. Der Arbeitskreis Flucht der Bonner Linken hatte eine Grenzsituation inszeniert, in der nur wenige Durchgang fanden, die Menge aber gestoppt wurde. Eine bewegende Erfahrung, die zum Ruf „Die Mauer muss weg!“ führte.

Beifall und Zustimmung fand die kurze Rede von Ilja Bergen:

Wir alle erleben, wie Grenzen und Mauern hochgezogen werden. UM Europa, aber auch DURCH Europa.

Sichtbare Mauern wie die Zäune in Ungarn oder der Wassergraben Mittelmeer, der von Frontex bewacht wird.

Und weniger sichtbare Mauern, die uns rechte Demagogen und Terroristen einzureden versuchen. Völker, Nationen und Religionen werden wieder gegeneinander in Position gebracht.

Aber da sind auch fast unsichtbare Mauern. Bollwerke, die von Lobbyisten in Brüssel errichtet werden. Wirtschaftslobbyisten, die nur danach schauen, wo man am günstigsten irgendeinen Plastikschrott produzieren kann. Bollwerke, die immer dann erkennbar werden, wenn es um eine europäische Einigung auf der sozialen oder kulturellen Ebene geht.

Eines haben alle diese Mauern gemeinsam: Sie verhindern Frieden, weil sie Menschen, Völker, Nationen und Religionen gegeneinander ausgrenzen und sogar gegeneinander ausspielen.

Europa braucht einen Neustart! Einen Neustart, der die Menschen IN und UM Europa in den Mittelpunkt stellt.

Einen Neustart, in dem jede und jeder die Chance auf ein gutes Leben hat.

Einen Neustart, in dem jede und jeder ein Mindestmaß an sozialer Sicherheit und Teilhabe hat.

Einen Neustart, in dem kein Geld mehr mit Krieg, Waffen und Ausbeutung zu machen ist.

Das Friedensprojekt EU droht zu scheitern. Es liegt an uns, es zu retten.

Überlassen wir Europa nicht den Spaltern und Verwaltern, den Hetzern und Demagogen, den Militaristen und Aufrüstern.

Liebe Friedensbewegte, lasst uns wie das Wasser sein, das jeden Stein bricht. Lasst uns die Mauern wegspülen, lasst uns die Mauern unterspülen und überfluten. Lasst uns jeden Stein abtragen, der einem friedlichem Miteinander im Wege steht.