Afghanisches Konsulat in Bonn geschlossen - Große Sorge vor Zugriff der Taliban auf Daten

04.10.2025 In Protest gegen die Anerkennung zweier Taliban-Vertreter als Diplomaten durch die Bundesregierung ist der Konsul des afghanischen Generalkonsulats in Bonn zurückgetreten, 22 Mitarbeitende des Konsulats haben die Arbeit niedergelegt. Sie waren von der früheren afghanischen Regierung eingesetzt worden. Während es der Bundesregierung um die Vorbereitung und Abwicklung von Abschiebungen nach Afghanistan geht, fürchtet der Konsul schwerwiegende Konsequenzen für seine Landsleute, die vor den Taliban geflüchtet sind, wenn diese nun das Konsulat mit seinen Diensten übernehmen. Dies geht aus zwei Berichten des Bonner General Anzeiger am 2./3. Oktober und am 4./5. Oktober hervor (nicht kostenfrei im Internet lesbar). Der Schritt erregte auch überregional Aufmerksamkeit. z.B. BZ Taliban-Vertreter sollen als Diplomaten in Bonn arbeiten: Konsulat macht dicht)

Das Konsulat in Bonn muss z. B. zur Verlängerung von Pässen oder dem Beschaffen von Dokumenten für eine Heirat von afghanischen Staatsangehörigen aufgesucht werden. Dazu kämen nicht nur aus Westdeutschland, sondern auch aus den Niederlanden und Belgien nach Bonn. "Vorübergehend geschlossen", heißt es seit dem 29.09.2025 dort. Der Konsul berichtete, er habe das Konsulat verschlossen und die Schlüssel sowie alle Dokumente und Gegenstände an das Auswärtige Amt (AA) geschickt.

Zur Bedeutung des Vorgangs schreibt der GA am 4./5. Oktober:

Nazifullah Salarzai, afghanischer Botschafter in Belgien und Ständiger Vertreter bei EU und NATO, betont im Gespräche mit dem GA, dass Bonn das logistische, finanzielle und datentechnische Zentrum der afghanischen Vertretungen sei. "Eine unserer größten Sorgen betrifft die Sicherheit der auf den Servern in Bonn gespeicherten Daten", sagt er. Mit diesen Informationen könnten die Stimmen derjenigen zum Schweigen gebracht werden, die sich für ein freies Afghanisten einsetzen.

Laut dem zurückgetretenen Generalkonsul Kabiri bündelt das Konsulat in Bonn die IT-Infrastruktur für afghanische Vertretungen in Europa, den USA, Kanada und Australien - inklusive der Server und Passdruckmaschine. Sollten Vertreter der Taliban hier sein, könnten sie die diplomatischen Dienste weltweit kontrollieren und auf Daten Geflüchteter zugreifen. Kabiri, fürchtet etwa Folter für Angehörige von Geflüchteten, darunter ehemalige Soldaten, die noch in Afghanistan leben.

Der bisherige Generalkonsul Hamid Nangialay Kabiri, der seit 2019 im Amt war, habe - so der GA - nach der Machtübernahme der Taliban weitergearbeitet, auch wenn diese ihn nicht mehr als offiziellen Vertreter des Landes ansahen und Zahlungen einstellten. Dass nun sein Diplomatenausweis nicht wie geplant durch das Auswärtige Amt verlängert worden sei, sähe er als Zeichen, dass nun einer der beiden Taliban-Vertreter sein Amt übernehmen solle. Der ganze Vorgang könne ein Deal der Bundesregierung mit den Taliban sein, um Abschiebungen wie die im Juli 2025 vornehmen zu können.

Der Konsul und seine Mitarbeitenden werden nun Asyl beantragen (müssen).