23.12.2025 Noch einmal landete ein Flieger mit gefährdeten afghanischen Menschen, hoffentlich nicht der letzte. Zahlreiche Persönlichkeiten appellierten in einem Offenen Brief, alle Wartenden einreisen zu lassen; damit sind auch die 640 Schutzsuchenden gemeint, denen die Bundesregierung per Email die ursprüngliche Aufnahmezusage entzogen hatte, weil "kein politisches Interesse zur Aufnahme mehr vorliegt".
In einem offenen Brief haben mehr als 50 Prominente die Bundesregierung dazu aufgerufen, alle Afghaninnen und Afghanen mit einer früheren Aufnahmezusage nach Deutschland zu holen. "Erlauben Sie ihnen die Einreise nach Deutschland und retten Sie damit ihr Leben", heißt es in dem Schreiben, das von der Organisation Kabul Luftbrücke veröffentlicht wurde. Dies wäre "ein Akt der Humanität".
"Jetzt bleiben nur die wenigen Tage über Weihnachten, um zu handeln, bevor es für Einige bereits zu spät sein könnte", appellieren die Unterzeichner in dem Brief, der sich an Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) und Außenminister Johann Wadephul (CDU) richtet.
"Wir erlauben uns, Sie an Ihren Amtseid zu erinnern, in dem Sie gelobt haben, 'Gerechtigkeit gegen jedermann' zu üben", heißt es in dem Schreiben. "Wir bitten Sie: Sehen Sie in den rund 1.800 afghanischen Frauen und Männern, in den Kindern und Familien, Menschen, denen nun solche Gerechtigkeit zuteilwerden muss. Sie haben sich nichts zuschulden kommen lassen – aber sie haben auf uns vertraut." (Zeit)
- Tagesschau 22.12.2025 Weiterer Aufnahmeflug gelandet Hunderte Afghanen warten noch immer
Es könnte der letzte Aufnahmeflug mit Afghanen in diesem Jahr gewesen sein - obwohl noch rund 260 Menschen mit verbindlichen Zusagen in Pakistan auf eine Einreise nach Deutschland warten. Ihnen droht eine Abschiebung.
141 Afghaninnen und Afghanen konnten heute über den Flughafen Hannover einreisen, wie das Bundesinnenministerium bestätigte - darunter 123 aus dem sogenannten Bundesaufnahmeprogramm sowie 18 Personen aus dem Ortskräfteverfahren. Sie waren vor den Taliban ins Nachbarland Pakistan geflohen, nachdem Deutschland ihnen eine Aufnahme zugesagt hatte.
Nach Informationen der Hilfsorganisation "Kabul Luftbrücke" sind auch ein ehemaliger afghanischer Richter und seine Familie eingereist. Sie hatten zunächst Zusagen nach dem älteren Überbrückungsprogramm bekommen, das durch das Bundesaufnahmeprogramm abgelöst worden war.
Der Mann war bis zum Bundesverfassungsgericht gezogen, um Visa für sich und seine Familie einzuklagen - allerdings entschied Karlsruhe lediglich, dass zügig über die Visa-Anträge entschieden werden müsse.
Daraufhin wurden die Anträge abgelehnt, so die Gesellschaft für Freiheitsrechte, die den Mann vor Gericht unterstützt hatte. Schließlich hat die Familie aber doch Visa bekommen. Warum, ist noch unklar.
Weiterer Aufnahmeflug dieses Jahr unklar
Üblicherweise werden die Menschen nach ihrer Einreise zuerst in eine Aufnahmeeinrichtung in Friedland in Niedersachsen gebracht. Von dort geht es später weiter zu den künftigen Wohnorten.
In Pakistan warten nach Angaben des Bundesinnenministeriums nun noch rund 264 Afghaninnen und Afghanen aus dem Bundesaufnahmeprogramm und 45 aus dem Ortskräfteverfahren auf ihren Flug nach Deutschland. Die pakistanische Regierung droht damit, sie im neuen Jahr abzuschieben. Das Bundesinnenministerium sagt, es bemühe sich um eine "zeitnahe" Aufnahme. Ob noch in diesem Jahr, ist unklar.
... Offener Brief von Prominenten
In einem offenen Brief, der dem ARD-Hauptstadtstudio vorliegt, appellieren Prominente deshalb an die Regierung, alle Personen, die Aufnahmezusagen bekommen hatten, einreisen zu lassen. Menschenleben und die Glaubwürdigkeit Deutschlands stünden auf dem Spiel. Unterschrieben haben unter anderem der Moderator Günther Jauch, der Musiker Herbert Grönemeyer und Literatur-Nobelpreisträgerin Herta Müller.
Anfang des Monats hatten sich bereits zahlreiche Organisationen - darunter Pro Asyl und Reporter ohne Grenzen - mit einem ähnlichen Appell an die Bundesregierung gewandt.
In einem offenen Brief haben mehr als 50 Prominente die Bundesregierung dazu aufgerufen, alle Afghaninnen und Afghanen mit einer früheren Aufnahmezusage nach Deutschland zu holen. "Erlauben Sie ihnen die Einreise nach Deutschland und retten Sie damit ihr Leben", heißt es in dem Schreiben, das von der Organisation Kabul Luftbrücke veröffentlicht wurde. Dies wäre "ein Akt der Humanität".
"Jetzt bleiben nur die wenigen Tage über Weihnachten, um zu handeln, bevor es für Einige bereits zu spät sein könnte", appellieren die Unterzeichner in dem Brief, der sich an Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) und Außenminister Johann Wadephul (CDU) richtet.
Unterschrieben wurde er unter anderem von dem Fernsehmoderator Günther Jauch, der Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller und dem Musiker Herbert Grönemeyer. Auch Satiriker und Moderator Jan Böhmermann beteiligte sich, ebenso wie die Klimaschutzaktivistin Luisa Neubauer. Der Flüchtlingsbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der Berliner Bischof Christian Stäblein, und der Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands, Joachim Rock, unterschrieben den Brief ebenfalls.
Einsatz für Demokratie und Menschenrechte
"Wir erlauben uns, Sie an Ihren Amtseid zu erinnern, in dem Sie gelobt haben, 'Gerechtigkeit gegen jedermann' zu üben", heißt es in dem Schreiben. "Wir bitten Sie: Sehen Sie in den rund 1.800 afghanischen Frauen und Männern, in den Kindern und Familien, Menschen, denen nun solche Gerechtigkeit zuteilwerden muss. Sie haben sich nichts zuschulden kommen lassen – aber sie haben auf uns vertraut."
Diese Menschen hätten als Ortskräfte der Bundeswehr und für deutsche Organisationen gearbeitet oder sich auf andere Weise für Demokratie und Menschenrechte eingesetzt, schreiben die Verfasser. Sie fordern die Bundesregierung auf, den in Pakistan verbliebenen Afghanen die Einreise zu erlauben und damit ihr Leben zu retten. Deutschland solle zeigen, dass es ein verlässlicher Staat sei.
Hunderten droht die Abschiebung
Konkret geht es bei den Forderungen um die Menschen aus Afghanistan, die vor der Machtübernahme durch die radikalislamischen Taliban unter anderem als Ortskräfte für Deutschland gearbeitet haben. Die damalige Bundesregierung hatte den besonders gefährdeten Personen vor vier Jahren eine Aufnahme in Deutschland zugesichert. Im Koalitionsvertrag vereinbarten Union und SPD jedoch, Aufnahmeprogramme so weit wie möglich einzustellen. Gerichte stellten nach Klagen jedoch den Aufnahmeanspruch einzelner Menschen mit verbindlicher Zusage fest.
Mit dem Jahreswechsel droht nun vielen Afghaninnen und Afghanen die Abschiebung in ihr Herkunftsland: Pakistan hatte Deutschland bis dahin ein Ultimatum gesetzt, die Aufnahme abzuschließen. Bereits im September hatte die pakistanische Regierung mehr als 200 betroffene Afghanen abgeschoben.
Nach Aussagen der Bundesregierung können viele Betroffene nicht mehr mit einem Visum für Deutschland rechnen. Im Fall von rund 640 Afghanen nahm die Bundesregierung die Aufnahmezusage Mitte Dezember wieder zurück. Die endgültige Absage wurde damit begründet, "dass kein politisches Interesse zur Aufnahme mehr vorliegt".
Trotz Zusage warten weiter Hunderte Afghanen auf ihre Aufnahme. Rund 50 Prominente – darunter Hape Kerkeling und Jan Böhmermann – wenden sich nun an die Bundesregierung.