Deutschlernen in der Schule: Laut Studie erfolgreicher bei Integration in Regelklassen

12.08.2025 In einer Studie wurde der Lernerfolg junger Geflüchteter aus "Willkommensklassen" und aus Regelklassen verglichen. Ergebnisse und Schlussfolgerungen wurden jetzt veröffentlicht. 

Kernaussagen:

Junge Geflüchtete lernen einer Studie zufolge am besten Deutsch, wenn sie möglichst schnell in eine Regelklasse kommen und nicht zunächst eine sogenannte Willkommensklasse besuchen.

Ehemalige Schüler von Willkommensklassen hätten auch Jahre später noch geringere Sprachkenntnisse als jene Flüchtlinge, die von Anfang an Regelklassen besucht haben.

Geflüchtete, die mit dem latenten Risiko lebten, abgeschoben zu werden, haben ... schlechtere Deutschkenntnisse. Wer nicht wisse, ob er bleiben dürfe, investiere womöglich weniger in seine Deutschkompetenzen.

Die Auswertung zeigt, dass längere Wartezeiten bis zur Einschulung auch Jahre später noch mit schlechteren Deutschkenntnissen einhergehen. „In vielen Bundesländern beginnt die Einschulung erst dann, wenn die Zuweisung der Flüchtlingsfamilie zu einer Kommune erfolgt ist. Damit sollen häufige Schulwechsel vermieden werden“, sagte Winkler. Folge dieser Politik sei, dass schulpflichtige Flüchtlingskinder oft deutlich länger als ein halbes Jahr auf ihre Einschulung warteten und in dieser Zeit keinen Kontakt zu deutschsprachigen Mitschülern hätten.

Der Politik empfehlen die Studienautoren daher, für eine möglichst schnelle Einschulung und eine rasche Integration in den Fachunterricht zu sorgen. Insbesondere in den Grundschulen sollte auf separierende Vorbereitungsklassen verzichtet werden.

Wir zitieren die ersten Berichte zu diesem Thema

 

Willkommensklassen gleichen unzureichende Deutschkenntnisse junger Geflüchteter offenbar nicht wie erhofft aus. Entscheidend für bessere Sprachentwicklung ist laut einer am Dienstag vorgestellten Studie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) die schnelle Integration in reguläre Schulklassen.

Studie der MLU zu Sprachentwicklung junger Geflüchteter

Sogenannte Willkommensklassen können Defizite in Deutsch offenbar nicht wie erwartet kompensieren. Junge Geflüchtete verbesserten ihre Sprachkenntnisse am ehesten, wenn sie möglichst schnell in reguläre Schulklassen aufgenommen werden, heißt es in der Studie der MLU.

Damit Schüler aus eingewanderten Familien dem Unterricht folgen und gute Leistungen bringen können, müssen sie die Sprache des Aufnahmelandes beherrschen. „Über den Stand der Deutschkenntnisse existieren auch zehn Jahre nach der großen Fluchtmigrationsbewegung nach Deutschland wenig Zahlen“, so Oliver Winkler vom Institut für Soziologie der MLU. Untersuchungen zeigten jedoch, dass geflüchtete Grundschulkinder beim Leseverständnis durchschnittlich zwei Schuljahre im Vergleich zu ihren nicht eingewanderten Mitschülern zurücklägen.

Einfluss von Wartezeiten und Klassenformen

Die Auswertung zeigt, dass längere Wartezeiten bis zur Einschulung auch Jahre später noch mit schlechteren Deutschkenntnissen einhergehen. „In vielen Bundesländern beginnt die Einschulung erst dann, wenn die Zuweisung der Flüchtlingsfamilie zu einer Kommune erfolgt ist. Damit sollen häufige Schulwechsel vermieden werden“, sagte Winkler. Folge dieser Politik sei, dass schulpflichtige Flüchtlingskinder oft deutlich länger als ein halbes Jahr auf ihre Einschulung warteten und in dieser Zeit keinen Kontakt zu deutschsprachigen Mitschülern hätten.

Dieser fehlende Kontakt zu gleichaltrigen Nichtgeflüchteten ist demnach auch ein Grund dafür, dass Willkommensklassen kaum zu einer Angleichung der Zweitsprachkenntnisse führen. Solche Klassen wurden in vielen Bundesländern eingerichtet, um junge Geflüchtete mit geringen Deutschkenntnissen auf den Besuch einer Regelklasse vorzubereiten. Ehemalige Schüler von Willkommensklassen hätten auch Jahre später noch geringere Sprachkenntnisse als jene Flüchtlinge, die von Anfang an Regelklassen besucht haben, so die Ergebnisse der Studie. „In den Vorbereitungsklassen gelingt es offenbar nicht ausreichend, Anfangsunterschiede beim Sprachniveau auszugleichen“, sagte Winkler.

Datenbasis der Untersuchung

In die Analyse wurden 1.097 Jugendliche einbezogen, die zum Befragungszeitpunkt zwischen 14 und 16 Jahre alt waren und eine Regelklasse in Bayern, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz oder Sachsen besuchten.

 

Unter welchen Bedingungen geflüchtete Kinder und Jugendliche möglichst schnell Deutsch lernen, hat eine Studie der Uni Halle untersucht. Auch der Asylstatus beeinflusst demnach die Sprachkenntnisse.

Junge Geflüchtete lernen einer Studie zufolge am besten Deutsch, wenn sie möglichst schnell in eine Regelklasse kommen und nicht zunächst eine sogenannte Willkommensklasse besuchen. Das geht aus einer Untersuchung der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg hervor, für die Daten von mehr als 1000 Jugendlichen ausgewertet wurden.

Der Studie zufolge gehen lange Wartezeiten bis zur Einschulung auch Jahre später noch mit schlechteren Deutschkenntnissen einher. »In vielen Bundesländern beginnt die Einschulung erst dann, wenn die Zuweisung der Flüchtlingsfamilie zu einer Kommune erfolgt ist«, erklärte Oliver Winkler vom Institut für Soziologie der Universität. In der Folge warteten schulpflichtige Flüchtlingskinder oft deutlich länger als ein halbes Jahr auf ihre Einschulung und hätten in dieser Zeit keinen Kontakt zu deutschsprachigen Mitschülerinnen und Mitschülern.

Noch Jahre später geringere Sprachkenntnisse

Dieser mangelnde Kontakt zu gleichaltrigen Nichtgeflüchteten ist aus Sicht der Forschenden offenbar auch ein Grund dafür, dass die in vielen Bundesländern eingerichteten Willkommensklassen kaum einen positiven Effekt haben. »Wir haben festgestellt, dass ehemalige Schülerinnen und Schüler von Willkommensklassen auch Jahre später noch geringere Sprachkenntnisse als jene Flüchtlinge haben, die von Anfang an Regelklassen besuchten«, erklärte Winkler. In den Vorbereitungsklassen gelänge es offenbar nicht ausreichend, Anfangsunterschiede beim Sprachniveau auszugleichen.

Wie die Studie weiter zeigt, hängen Sprachkenntnisse offenbar auch vom Asylstatus ab. Geflüchtete, die mit dem latenten Risiko lebten, abgeschoben zu werden, haben demnach schlechtere Deutschkenntnisse. Wer nicht wisse, ob er bleiben dürfe, investiere womöglich weniger in seine Deutschkompetenzen, erklärten die Forschenden.

Der Politik empfehlen die Studienautoren daher, für eine möglichst schnelle Einschulung und eine rasche Integration in den Fachunterricht zu sorgen. Insbesondere in den Grundschulen sollte auf separierende Vorbereitungsklassen verzichtet werden.