Erstes Halbjahr 2025: 1300 schulpflichtige Kinder und Jugendliche abgeschoben

11.08.2025 Weitere Zahlen zu den vermehrten Abschiebungen werden bekannt. Sie gehen aus der Analyse der Antwort auf eine parlamentarische Frage der Linken hervor. Dazu berichtet heute die Zeit:

Über 1.300 Minderjährige wurden in der ersten Jahreshälfte abgeschoben. Zwar ist der Anteil der Betroffenen seit Jahren stabil, insgesamt nehmen Abschiebungen aber zu.

Mehr als elf Prozent der im vergangenen Jahr aus Deutschland abgeschobenen Menschen waren Kinder und Jugendliche. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine parlamentarische Anfrage der Linken hervor. Von den 11.807 im ersten Halbjahr abgeschobenen Menschen waren demnach 1.345 zwischen 6 und 18 Jahren alt, wie das RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) berichtete. Das entspricht einer Quote von 11,4 Prozent. 

aktualisiert durch Abschnitt aus nd 

Wie viele unter Sechsjährige abgeschoben wurden, ist unbekannt, da sich die Frage nur auf zum Zeitpunkt der Abschiebung schulpflichtige Kinder bezog. Die Gesamtzahl abgeschobener Kinder dürfte somit noch höher sein. Erst im Juli wurde eine jesidische Familie mit vier Kindern aus Brandenburg in den Irak abgeschoben, von denen eines erst fünf Jahre alt ist. ...

»Im ersten Halbjahr wurden mehr schulpflichtige Kinder abgeschoben als vor wenigen Jahren im gesamten Jahr.« Es ergebe keinen Sinn, »Kinder, die hier lernen, die hier aufwachsen, die hier integriert sind – die Fachkräfte von morgen – und ihre Familien abzuschieben«, so Bartsch. »Kinder gehören in die Schule – nicht in den Abschiebeflieger!« Fragesteller Dietmar Bartsch Linke-Abgeordneter

Die Quote ist seit 2022 mit über 11 Prozent stabil. 2024 kamen auf 20.084 aus Deutschland abgeschobene Menschen 2.316 Kinder und Jugendliche. Das sind 11,5 Prozent. Allerdings ist die Zahl der Abschiebungen schon in den Jahren der Ampelkoalition deutlich gestiegen – von 12.945 im Jahr 2022 über 16.430 im Jahr 2023 auf 20.084 im Jahr 2024. 

Auf die Frage, wie viele der aus Deutschland abgeschobenen Personen einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nachgingen, hat das Ministerium nach eigenen Angaben keine Erkenntnisse.

Linke kritisiert Abschiebungen von minderjährigen Personen

Der Linken-Bundestagsabgeordnete Dietmar Bartsch kritisiert die Abschiebung von Minderjährigen. "Kaltherzigkeit darf weder Politikstil noch Politikziel unseres Landes sein. Im ersten Halbjahr wurden mehr schulpflichtige Kinder abgeschoben als vor wenigen Jahren im gesamten Jahr", sagte Bartsch und verwies auf Kinder und Jugendliche, die bereits in Deutschland integriert sind. Kinder gehörten in die Schule und "nicht in den Abschiebeflieger", sagte er. 

Die steigende Zahl von Abschiebungen ist Teil des härteren Kurses der neuen Regierung von Union und SPD in der Migrationspolitik. Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) hatte Anfang Mai kurz nach Amtsübernahme verschärfte Grenzkontrollen angeordnet. Zudem wies er die Zurückweisung von Asylsuchenden an.

nd  Zu der ebenfalls von der Linken eingereichten Frage, wie viele der Abgeschobenen einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nachgingen, lagen dem Innenministerium nach eigenen Angaben keine Erkenntnisse vor.