22.05.2025 aktualisiert durch kurzen Medienspiegel (s. unten)
21.05.2025 Pressemitteilung von Pro Asyl:
Heute, am 21. Mai 2025, wurde der „Grundrechte-Report 2025. Zur Lage der Bürger- und Menschenrechte in Deutschland“ im Haus der Demokratie in Berlin der Öffentlichkeit vorgestellt. PRO ASYL gehört seit vielen Jahren zum Kreis der Herausgeber*innen.
Der 29. Grundrechte-Report behandelt die Gefährdung von Grund- und Menschenrechten im Jahr 2024, darunter auch die anhaltende Einschränkung von Rechten geflüchteter Menschen.
Peter von Auer, rechtspolitischer Referent von PRO ASYL und Mitherausgeber, beklagt: „Das Grundrecht auf Asyl sowie damit verbundene Bereiche stehen unter Beschuss. Die Rechte Geflüchteter werden in vielerlei Hinsicht beschnitten, sei es beim Zugang zu internationalem Schutz, beim Familiennachzug, durch Verschärfung der Abschiebehaft oder durch die Einschränkung von Sozialleistungen mittels des Asylbewerberleistungsgesetzes und der Bezahlkarten. Es ist von großer Bedeutung, das Asylrecht entschlossen zu verteidigen.“
Stimme von der heutigen Pressekonferenz zum Grundrechte-Report
In bislang nicht gekanntem Ausmaß stehen die Kommunikationsgrundrechte und damit die Grundlagen der pluralistischen Demokratie unter Druck. Bestimmte Arten von Versammlungen werden pauschal verboten und Protestcamps mit Gewalt geräumt, die Äußerung von Meinungen wegen ihres Inhalts kriminalisiert, Kulturschaffende und Wissenschaftler*innen unter Generalverdacht gestellt. Der Report behandelt außerdem neben den Einschränkungen der Rechte Geflüchteter, den Umgang mit Menschen in Haft und Strafvollzug sowie die Militarisierung von Politik und Gesellschaft.
Maximilian Steinbeis, freier Publizist und Geschäftsführer des Verfassungsblogs, präsentierte den Grundrechte-Report heute in Berlin. Er unterstrich, wie wichtig der Einsatz für die Grundrechte aktuell ist: „Wir leben in dunklen Zeiten. Die täglichen Nachrichten aus den USA dürfen nicht überdecken, wie sehr auch im Geltungsbereich des Grundgesetzes die autoritäre Wende voranschreitet. Das legt der Grundrechte-Report offen. Genau zur richtigen Zeit.“
Sevda Can Arslan, die in der Initiative 2. Mai aktiv ist, trug vor: „Die vielen Fälle von tödlicher Polizeigewalt haben ein Muster: Die Getöteten sind marginalisiert und befinden sich häufig in psychischen Krisen. Immer ist im Polizeinarrativ von Notwehr die Rede, nie von institutionellem Rassismus. Die Hinterbliebenen werden allein gelassen und müssen selbst für Aufklärung und Gerechtigkeit sorgen. Doch die Deutungshoheit der Polizei beginnt immer mehr zu bröckeln, zu viele Menschen sagen inzwischen, dass dies keine Einzelfälle sind.“
Jessica Grimm, Strafverteidigerin in Berlin, berichtete über Strafverfahren gegen Studierende, die aus Protest u.a. gegen den Krieg in Gaza Teile der Humboldt-Universität zu Berlin sowie der Freien Universität besetzt haben: „Meinungsfreiheit versus Staatsräson: Die in Deutschland wiederauflebenden Studierendenproteste werden von staatlichen Institutionen mit drastischen Grundrechtseinschränkungen beantwortet. Das Recht auf Protest ist fundamental und muss verteidigt werden. Dem geht der Grundrechte-Report nach.“
Charlotte Ellinghaus, die Rechtswissenschaft an der Universität Hamburg studiert und Mitglied im Bundesvorstand der Vereinigung Demokratischer Jurist:innen (VDJ) ist, erläuterte die Ziele der Redaktion des Grundrechte-Reports: „Die im Report erläuterten Fälle zeigen deutlich, wie unsere per Grundgesetz geschützten Bürgerrechte zunehmend durch den deutschen Staat eingeschränkt werden. Der Report dokumentiert, an welchen Stellen und mit welchen Mitteln diese Entwicklung vorangetrieben wird und möchte damit zum politischen Engagement gegen diese Tendenz motivieren.“
Erscheinungsdatum und Bezugsmöglichkeiten
Das Buch ist ab dem 28. Mai 2025 über den Buchhandel oder die Webseite der Herausgeber zu beziehen.
Hintergrundinformation
Der Grundrechtereport versteht sich als „alternativer Verfassungsschutzbericht“ und bespricht Entscheidungen von Parlamenten, Behörden und Gerichten, aber auch von Privatunternehmen.
Er ist ein Projekt von zehn Bürgerrechtsorganisationen: Humanistische Union, vereinigt mit der Gustav Heinemann-Initiative • Bundesarbeitskreis Kritischer Juragruppen • Internationale Liga für Menschenrechte • Komitee für Grundrechte und Demokratie • Neue Richter*innenvereinigung • PRO ASYL • Republikanischer Anwältinnen-und Anwälteverein • Vereinigung Demokratischer Jurist:innen • Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung • Gesellschaft für Freiheitsrechte.
- 22.05.2025 Junge Welt: Galoppierende Entrechtung - Umfassendere Überwachung, brachialere Repression und eingeschränkte Freiheiten: Grundrechte-Report 2025 vorgestellt
... Besonders schlecht steht es um die Rechte von Migranten. 2024 wurde die Bezahlkarte eingeführt, um Flüchtende abzuschrecken. Wissenschaftliche Einwände, dass Vertriebene »sich von sozialpolitischer Gängelung nicht abschrecken« ließen, dass ferner »keine belastbaren Hinweise auf relevante Geldströme« vorlägen, seien ignoriert worden, hält Andrea Kothen fest. Durch »elektronische Repression« würden letztlich Integration und Teilhabe erschwert. Das verstoße gegen den Grundsatz der Gleichbehandlung. Die im vergangenen Oktober vorgenommene, »vollständige Streichung der Sozialleistungen während des Asyl-Zuständigkeitsverfahrens« untergrabe die Menschenwürde zusätzlich. Ferner höhle das neue Grenzregime das Grundrecht auf Asyl aus, heißt es in einem anderen Kapitel. Gegen Artikel 1, 3 und 16 des Grundgesetzes wird im Namen rassistischer Abschottung verstoßen...