11.04.2025 Im Magazin Panorama am 10.04.2025 brachte der NDR eine Reportage zum Bundesaufnahmeprogramm für gefährdete Menschen in Afghanistan. Hier das Video und der Text von Panorama dazu:
Deutschland hatte versprochen, Tausende gefährdete Afghanen in Sicherheit zu bringen. Aber die Behörden sind so langsam, dass es für manche bereits zu spät ist - wie für Khadija Panahi.
von Armin Ghassim
Als Mohsen Qiasi und Khadija Panahi im Oktober 2022 ihren Antrag für das deutsche Bundesaufnahmeprogramm abschicken, glauben sie noch an eine gemeinsame Zukunft in Deutschland. Das Ehepaar ist jung, liberal, mutig - als freies Kamerateam in Afghanistan haben sie auch für das ARD-Magazin Panorama und STRG_F gearbeitet.
Deutschland hatte nach der Machtübernahme der Taliban 2021 versprochen, solche besonders gefährdeten Afghaninnen und Afghanen nach Deutschland zu holen. Bis zu 1.000 Personen sollten monatlich über das Bundesaufnahmeprogramm (BAP) aufgenommen werden. Doch zwischen Versprechen und Wirklichkeit lagen schon damals Welten. Nach einem Jahr hatte Deutschland 13 Personen tatsächlich aufgenommen. 13 anstatt der angekündigten 12.000.
Auch Mohsen und Khadija hatten bereits ein Jahr auf eine Antwort von deutschen Behörden gewartet.
Die Bombe detoniert auf dem Heimweg
Khadija ist auf dem Heimweg, als der Sprengsatz direkt neben ihrem Bus explodiert.
Dann, der 6. Januar 2024. Khadija ist gerade im Bus auf dem Weg zurück vom Englisch-Kurs. Das Ehepaar gehört der ethnischen und religiösen Minderheit der Hazara an, die vorwiegend im Stadtteil Barchi in Kabul leben. Das macht sie zusätzlich zum Feindbild von Islamisten. In diesem Stadtteil kommt es zu dieser Zeit immer wieder zu Anschlägen von IS-Terroristen. So auch an diesem Tag.
Die Bombe detoniert direkt am Bus, in dem Khadija gerade nach Hause fährt. Der Bus brennt vollständig aus. Khadija stirbt.
"Ich hätte niemals gedacht, dass sie auf diese Art geht. Das hatte sie nicht verdient. Wir hatten noch so viele Träume", schreibt Mohsen zwei Tage nach dem schlimmsten Tag seines Lebens. Wenige Monate später kommt die Aufnahmezusage aus Deutschland - für Khadija zu spät.