Zum Nachlesen: Redebeiträge bei der 150. Mahnwache für Menschenrechte und sichere Fluchtwege

09.12.2025 Zur 150. Mahnwache für Menschenrechte und sichere Fluchtwege kamen am 3. Dezember zahlreiche engagierte Menschen zusammen, um deutlich zu machen: We won't stop - solange Menschen auf der Flucht Gewalt, Not, Folter oder Tod droht, weil es für sie kaum sichere Fluchtwege gibt.

Hier dokumentieren wir einige der eindrucksvollen Redebeträge:

  1. Redebeitrag von Rainer von der Lokalgruppe Bonn der Seebrücke: Blick auf 150 Mahnwachen
  2. Redebeitrag von Theresa von der Balkanbrücke: Die Balkanroute 2015/16 und die Situation heute
  3. Redebeitrag von Ilse von der Lokalgruppe Bonn der Seebrücke: Frauen und Flucht

 

1. Redebeitrag von Rainer von der Lokalgruppe Bonn der Seebrücke: Blick auf 150 Mahnwachen

Wir stehen hier aus Anlass der 150. Mahnwache der Seebrücke Bonn…und das seit mehr als fünf Jahren, zunächst wöchentlich, dann jeweils am 1. und 3. Mittwoch im Monat, zur Coronazeit auch online. Am 3.3. 2020 haben wir angefangen zu zählen.

Warum diese Mahnwache? Am Anfang ging es vor allem darum, auf das Sterben auf dem Mittelmeer hinzuweisen, das Versagen der EU bei der Seenotrettung anzuklagen und der Opfer dieser Politik zu gedenken.

Im Laufe der Zeit wurden die Themen aber stark erweitert, weil uns immer deutlicher wurde, dass wir für die Einhaltung der Menschenrechte und die Beachtung der Menschenwürde jedes einzelnen im Zusammenhang mit dem Thema Flucht eintreten müssen.

So nahmen wir zunächst eine Ausweitung auf die Beleuchtung der Lage an Europas Außengrenzen vor: Wie geht es den Menschen in den Lagern auf den griechischen Inseln? Was passiert auf der Balkanroute? Wo brauchen die Menschen im Dschungel von Calais Hilfe? Was kann man tun für die Geflüchteten, die im Niemandsland an der polnisch-belorussischen Grenze festsitzen?

Ebenso rückten wir die Akteure in den Mittelpunkt unserer Mahnwachen, die im Bereich Migration eine zentrale Rolle spielen, z.B. :

- griechische Küstenwache, polnische und kroatische Grenzschützer, die mit ihren Pushbacks gegen europäische Gesetze verstoßen;

- die Grenzschutzagentur Frontex mit ihren menschenrechtlich fragwürdigen Praktiken;

- die sog. libysche Küstenwache, die Geflüchtete abfängt und sie zurück in die Folterlager zwingt;

- die EU und Italien, die diese Küstenwache unterstützt und finanziert und fragwürdige Abkommen mit Tunesien und Ägypten schließt, um Menschen an der Flucht zu hindern;

- Politiker und Staatsanwälte, die an der Kriminalisierung von RetterInnen und Geflüchteten arbeiten und durch Erlasse die Arbeit der Rettungsschiffe behindern;

- deutsche Innenminister, die bei der Evakuierung von gefährdeten AfghanInnen versagen;

- die gesamte EU, die mit der GEAS-Reform die europäische Abschottungspolitik verschärft und das individuelle Grundrecht auf Asyl praktisch abschafft.

Auch wenn die Themen nicht ausgehen, die Aufmerksamkeit dafür und die Resonanz auf unsere Mahnwachen war in all diesen Jahren sehr unterschiedlich. Kamen zu Beginn oft zwischen 20 und 40 Teilnehmende, so waren es nach dem Brand in Moria mehr als 200 – darunter hochkarätige PolitikerInnen wie Robert Habeck und Katja Dörner. Heute sind es oft nur ein dutzend Menschen, bei denen wir Gehör finden, manchmal bleiben wir auch unter uns.

Entsprechend hat sich auch die Form unserer Mahnwachen verändert: Anfangs beleuchteten wir in zwei bis drei Reden ein aktuelles Thema, jetzt haben wir oft stille Mahnwachen mit Präsentation von Fakten und Forderungen zu einer humanen Migrationspolitik auf Plakaten, die die PassantInnen zur Kenntnis nehmen können...oder auch nicht. Manchmal bleibt jemand stehen, fragt nach, gibt aufmunternde Bemerkungen, spendet etwas, nimmt Informationsmaterial mit. Die meisten aber gehen vorüber.

Kann man von Erfolgen sprechen? Ja sicher. Bonn gehört seit 2019 dem „Bündnis der Städte Sicherer Häfen“ an, das sich bereit erklärt hat, aus Seenot gerettete Menschen bei sich aufzunehmen. Der Stadtrat beschloss nach dem Brand in Moria, 200 Menschen aus dem Lager aufzunehmen. Wegen des Widerstands des Innenministers konnte beides nicht umgesetzt werden, bleibt aber ein wichtiges politisches Signal. Meines Erachtens bleibt aber als Haupterfolg, dass wir nun seit über fünf Jahren die Kritik an einer verfehlten Migrationspolitik und das Eintreten für eine an den Menschenrechten und der Menschenwürde jedes Einzelnen orientierte Politik gegenüber Schutzsuchenden in der Stadtgesellschaft sichtbar machen – gegen alle Widerstände und im Moment auch gegen den Zeitgeist!

Das zentrale Thema, mit dem die Arbeit der Seebrücke Bonn 2018 begann, war das Sterben von Geflüchteten auf dem Mittelmeer und die Forderung nach einer europäisch organisierten (über)staatlichen Seenotrettung und nach sicheren Fluchtwegen.

Wo stehen wir heute mit diesem Thema?

Von einer EU- organisierten Seenotrettung und Überführung in sichere Häfen sind wir weiter denn je entfernt. Im Gegenteil: EU- Zusammenarbeit mit libyscher und tunesischer Küstenwache, Deals mit Ägypten und Tunesien führen zum Abfangen tausender MigrantInnen auf dem Meer und im Land und zur Rückführung in erbärmliche Verhältnisse auf dem afrikanischen Kontinent. Zivile Seenotrettung wird nicht mehr begrüßt, sondern behindert, wie es eben geht. Selbst Schüsse auf zivile Rettungsschiffe und deren Passagiere durch die sogenannte libysche Küstenwache werden von der EU achselzuckend hingenommen. So hart es auch klingt: Das Sterben auf dem Mittelmeer scheint politisch gewollt.

Aber auch das ist ein Faktum: Zivile SeenotretterInnen lassen sich nicht entmutigen, stellen sich auf die neue Situation ein: Neue Schiffe werden entsandt, mit Flugzeugen werden in Seenot geratene Boote entdeckt und Tausende im Jahr vor dem Ertrinken gerettet.

Was bleibt?

- Ja, wir sind wenige geworden;

- Ja, wir sind teilweise erschöpft;

- Ja, wir haben den Zeitgeist nicht (mehr) auf unserer Seite;

- Ja, wir finden nicht mehr so Gehör wie früher in der Öffentlichkeit.

Ja, aber ist das ein Grund aufzugeben? Nein, im Blick auf die, die unsere Unterstützung brauchen, kann das keine Alternative sein.

Nein, manchmal ist es einfach nur möglich und notwendig, Farbe zu bekennen.

Manchmal heißt es vor allem zusammenzustehen und zusammenzubleiben.

Manchmal muss man weitermachen, ohne auf mögliche Erfolge zu schauen.

Manchmal muss man einfach etwas tun, weil man nicht anders kann.

Durststrecken sind dafür da, überwunden zu werden. Ich glaube fest daran, dass Beharrlichkeit sich auszahlt und am Ende der Mensch doch des Menschen Bruder oder Schwester wird, gleichberechtigt und mit gleicher Würde ausgestattet.

Deshalb möchte ich uns heute auffordern: Trotz aller Widerstände, trotz aller Gleichgültigkeit, die uns entgegenschlägt, lassen wir nicht nach in unserem Eintreten für die Schutzsuchenden, mahnen wir weiterhin in unseren Mahnwachen die Einhaltung der Menschenrechte an und gedenken wir weiterhin derjenigen, die Opfer einer unsolidarischen und menschenverachtenden Migrationspolitik sind!

 

2. Redebeitrag von Theresa von der Balkanbrücke: Die Balkanroute 2015/16 und die Situation heute

Hallo zusammen, ich bin Theresa von der Seebrücke und ich bin gleichzeitig auch bei der Balkanbrücke aktiv.
Die sogenannte Balkanroute war vor allem 2015 und 2016 viel in den Medien. Zurückblickend
erinnern wir uns da an einen Moment, in dem sich Europa für einen kleinen Augenblick anders
anfühlt. Der lange Sommer der Migration hat uns gezeigt, dass Geschichte nicht nur von
Politiker*innen gemacht wird, sondern dass Menschen, dass wir alle sie selbst schreiben
können. Es waren nicht Regierungen, die damals die Grenzen öffneten. Es waren vielmehr die
Menschen auf der Flucht, die sich ihr Recht auf Bewegungsfreiheit genommen haben, und es
waren Menschen, die sie dabei unterstütz haben – an Bahnhöfen, an Grenzen, und überall
entlang der sogenannten Balkanroute.
Heute, zehn Jahre später, scheint dieser Moment weiter weg denn je. Solidarität und die
sogenannte Willkommenskultur wurden vollständig abgelöst. Die EU setzt weiter auf
Abschottung und wir sehen einen politischen Rechtsruck, der versucht, Solidarität zu
kriminalisieren und Menschlichkeit als naiv darzustellen.
Vor vier Wochen war ich in Bosnien und Herzegowina und habe ein paar unserer
Partnerprojekte besucht, die seit mittlerweile fünf Jahren unentwegt für Menschen auf der
Flucht da sind und sie mit Kleidung, Verpflegung, einem Dach über dem Kopf und juristischer
sowie psychosozialer Beratung zur Seite stehen. Dabei wurde deutlich, dass unsere Solidarität
noch immer gebraucht wird. Pushbacks, und Gewalt an der Grenze gehören weiterhin zum
Alltag von Menschen, die auf der Suche nach einem sicheren und besseren Leben sind. Ich bin
zusammen mit Naveed gereist, der in Belouchistan geboren wurde und 2 Jahre auf der
‚Balkanroute‘ festhing. Wir haben uns damals in einem heruntergekommenen Haus getroffen,
in dem er „lebte“ und sich auf den nächsten Versuch vorbereitete, an den kroatischen
Grenzschutzbeamt*innen vorbeizukommen, um in der EU sein Recht auf Asyl in Anspruch zu
nehmen. Mittlerweile lebt Naveed in Berlin und hat Schutz erhalten. Dieses Beispiel macht
deutlich, wie absurd die Idee der Festung Europa ist. Während Milliarden in ein System
investiert werden, die Menschen davon abhalten sollen, die Grenzen in die EU zu übertreten,
sitzen Menschen in Unsicherheit und Kälte und das OBWOHL sie offensichtlich das Recht
haben, geschützt zu werden. Mit Naveed nach Bosnien zu reisen war eine ganz wunderbare
Erfahrung, für die ich sehr dankbar bin. Er hat mir im Nachhinein geschrieben, dass es ihm
schwergefallen ist, dass es gleichzeitig aber auch heilsam war. Wie merkwürdig, dass er sich
dieses Mal einfach ein Busticket kaufen konnte und problemlos wieder nach Deutschland kam.
Auf staatliche Strukturen können wir uns nicht verlassen. Aber noch immer gibt es an unfassbar
vielen Stellen Menschen und Initiativen, die sich für die Rechte von Menschen auf der Flucht
einsetzen. Entlang der ‚Balkanroute‘, in Bosnien Herzegowina und anderswo. Wir müssen
weiter hinschauen. Weil wir uns weigern, zuzusehen, wie Europa Recht bricht. Weil wir uns
weigern, Menschen in Kälte, Gewalt und Unsicherheit zurückzulassen. Weil wir wissen:
Grenzen sind kein Schicksal. Und sie sind auch nicht unüberwindbar.
Ich möchte heute an 2015 erinnern nicht aus Nostalgie, sondern aus Verantwortung. Der lange
Sommer der Migration zeigt uns: Veränderung kommt, wenn Menschen sich bewegen. Wenn
sie gemeinsam handeln. Wenn sie sich gegenseitig schützen – auch dann, wenn Staaten es nicht
tun. Lasst uns also unbequem sein. Lasst uns zeigen, dass wir uns auch 2025 nicht entmutigen
lassen. Und auch 2026 nicht, wenn die Reform des Gemeinsamen Asylsystems umgesetzt wird.
Und auch dann nicht, wenn in Südosteuropa sogenannte Return Hubs eingerichtet werden, um
die Menschen noch weiter von „uns“ fernzuhalten. Für Bewegungsfreiheit für alle.
Danke.

 

3. Redebeitrag von Ilse von der Lokalgruppe Bonn der Seebrücke: Frauen und Flucht

Seit Jahren dreht sich die Debatte um Flucht nach Europa fast ausnahmslos um die Frage, wie wir die flüchtenden Menschen davon abhalten können, europäisches Territorium zu betreten und ob es vielleicht doch noch effektivere, sprich abschreckendere Maßnahmen geben könnte, die Flucht zu erschweren; ob legal oder illegal, spielt dabei keine Rolle. Sterbende Menschen auf der Flucht oder Ertrinkende im Mittelmeer werden schulterzuckend hingenommen; dass Flüchtlingsfrauen in libyschen Lagern versklavt und verkauft werden, nun ja, das sei dann ebenso.

Flucht und Migration wird meistens als männliches Phänomen verstanden. Das liegt sicher auch daran, dass, wenn Geflüchtete im Fernsehen gezeigt werden, dies überwiegend Bilder von Männern sind; Männer werden aus den Booten im Mittelmeer gerettet, Männer "lungern" um Flüchtlingscamp herum, us.w. 

Die Hälfte der Menschen auf der Flucht sind aber Frauen und Mädchen. In Deutschland leben heute genau soviel männliche wie weibliche Geflüchtete. Frauen fliehen aus den gleichen Gründen wie Männer. Flucht hat immer viele Ursachen wie z. B. Krieg, Umweltzerstörung, , Perspektivlosigkeit, politisches Engagement, Glaube oder Zugehörigkeit zu einer bestimmten ethnischen oder sozialen Gruppe, zerstörte Lebensgrundlagen.

Frauen sind aber doppelte Opfer. Bei ihnen kommen zusätzlich zu den genannten
Fluchtgründen, die  Männer gleichermassen betreffen, andere, nämlich geschlechtsspezifische Fluchtgründe hinzu, denen  Männer nicht ausgesetzt sind, wie bereits erfahrene oder  angedrohte sexualisierte Gewalt, Vergewaltigungen , Angst vor "Ehrenmord", Zwangsverheiratung, Genitalverstümmelung und ähnlichem. Frauen fliehen nicht nur vor Krieg und Bomben, sie fliehen auch vor sexualisierter Gewalt und aus Angst, dass
ihre Kinder der gleichen Gewalt ausgesetzt sein können.

 Die meisten Frauen und Mädchen, die es nach Deutschland oder anderen europäischen Ländern schaffen,
kommen aus patriarchalisch geprägten Ländern wie Syrien, dem Irak, Afghanistan, Eritrea, Myamar,
dem Südsudan oder Somalia; Länder, in denen Menschenrechtsverletzungen durch die eigene Regierung an der Tagesordnung sind  und seit langem Krieg und Vertreibung herrschen. Für viele dieser Frauen gehört es zur traurigen  Realität, in ihren Heimatländern physischer und psychischer sowie sexualisierter Gewalt ausgesetzt zu sein. Vergewaltigungen  durch Einzeltäter oder Gruppen von Männern, durch Ehepartner, Polizisten, Soldaten  sind allgegenwärtig. Diese Frauen fliehen also nicht nur vor den grausamen Auswirkungen von Krieg und Zerstörung, sondern auch und zusätzlich, weil sie Opfer sexualisierter Gewalt wurden und werden. 

Diese Frauen befinden sich demnach in einem ganz eigenen Krieg, nämlich dem, der allein aufgrund ihres Geschlechtes gegen sie geführt wird.

Im Moment des Verlassens ihres Heimatstaates endet die Gewalt aber nicht. Wie zahlreiche Berichte  belegen, erfahren  Frauen auch während der Flucht und in den Internierungs- und Flüchtlingscamps geschlechtsspezifische Gewalt, sei es durch Schlepper, flüchtende Männer, Polizisten oder Grenzbeamte. Der UNHCR berichtet,  dass Frauen häufig die Ausstellung von Ausweispapieren  und die Möglichkeit zur Fortsetzung der  Flucht  mit Geschlechtsverkehr bezahlen müssen oder dass sie unterwegs aus Verzweiflung heiraten in dem Glauben, so vermeindlich mehr Schutz zu erfahren. Dies erklärt m. E. auch, warum  häufig schwangere Frauen und Frauen mit Kleinstkindern auf der gefährlichen Flucht über das Mittelmeer sind.

Krieg wurde und wird immer auch auf den Körpern  von Frauen ausgetragen.

Es ist einfach so, dass viele, wenn nicht sogar die meisten Frauen und Mädchen, die zu uns kommen, eigene geschlechtsspezifische Gewalterfahrungen und Traumata mitbringen.

Die aktuelle Ausgestaltung unserer Flüchtlingspolitik, nämlich die Abwehr von Geflüchteten trägt dazu bei, die Situation von Frauen noch weiter zu verschlechtern, so z.B. durch die starke Begrenzung des Familiennachzugs, der die Frauen zwingt, noch länger in Konfliktsituation zu verharren, und dies ohne den evtl. Schutz ihrer sich bereits in Europa befindenden Männer oder auch,ein  anderes Beispiel,  durch den Mangel an legalen Fluchtwegen, was die Frauen zwingt, immer riskantere Fluchtwege und eine Verstärkung ihrer Traumata auf sich zu nehmen. 

Hinzu kommt in vielen Bundesländern die  verpflichtende Unterbringung in Sammelunterkünften, die über keine Angebote verfügen, die die Intimität und Vulnaribilät von Frauen berücksichtigen, z.B. abschließbare und getrennte Duschen.

Bekommen Frauen, die zusätzlich vor geschlechtsspezifischer Verfolgung fliehen, Asyl? Die Frage ist nicht einfach zu beantworten. In den Anerkennungsverfahren und in  der Rechtssprechung wird danach unterschieden, wo und wann die Gewalt stattgefunden hat, ob im Herkunftsland im  privaten und häuslichen Bereich oder ob die Gewalt von staatlichen Börden des Verfolgerstaat wie z. B. durch Soldaten oder Grentbeamten ausging, oder ob sie  auf der Flucht nach Verlassen des Herkunftslandes erlitten wurde. 

Fluchtgründe, die ausschließlich Frauen betreffen, wurden lange von unserem Asylrecht nicht als solche anerkannt. Erst seit einigen Jahren werden genderspezifische und nichtstaatliche Verfolgung als Asylgrund an. Allerdings stößt die praktische Umsetzung im Anerkennungsverfahren durch das BAMF auf zahlreiche Hürden. Zum einen ist der Nachweis oft schwer zu erbringen, zum anderen berührt geschlechtsspezifische und sexualisierte Gewalt sehr intime Bereiche des persönlichen Lebens und betrifft häufig Frauen, die es nicht gewöhnt sind, über sexuelle Dinge zu sprechen. Seit kurzem kann allerdings eine Asylantragsstellerin  bei der Anhörung beim BAMF verlangen, von einer besonders geschulten bzw. sensibilisierten Mitarbeiterin, einer sog. Sonderbeauftrage für geschlechtsspezifische Verfolgung angehört zu werden.